Wir werden von einer Menschenmasse an Leuten am Vorplatz des Hauptbahnhofes begruesst und schlagartig an die erdrueckende Menschendichte im Sueden und Osten Chinas erinnert. Man entkommt ihnen nicht, nicht auf den Plaetzen, schon gar nicht auf den Verkehrswegen und muss sich einordnen in einen traegen Einheitsbrei der permanent droht ganz zu erstarren respektive an der hiesigen Luftqualitaet zu ersticken.
Noch wenige Worte zu den beigefuegten Bildern:
Das vermeintliche "must-see" der Verbotenen Stadt war eine abgrundtiefe Enttaeuschung, die Olympiastrassse waere unter klareren Sichtverhaeltnissen vielleicht etwas eindrucksvoller gewesen (ebenso die Rekonstruktion der Stadtmauer Xi"ans) und von der "Great Wall" ist ausser einer Touristenfalle wenig uebrig. Kurz: WIR SIND BEGEISTERT!
Auf der Suche nach der grossen Mauer:
Die moderne Seidenstrasse:
Big is beautiful. Ein guter Teil der hier gebunkerten Eichenfasser aus Amerika ist noch originalverpackt. Fazit nach der abschliessenden Verkostung nach ausdruecklichem Verlagen nach dem stolzen Siegerwein einer uns unbekannten franzoesischen Weinmesse ist, dass tatsaechlich beachtliche Arbeit geleistet wurde. Naechstes Jahr soll bereits der europaeische Markt bestuermt werden. Hut ab - der Wissensimport gelang erfolgreich, ob das Unterfangen jedoch jemals kulturschaffend sein wird, ist sehr fragwuerdig.
Hardsleeper - Der Seidenstrasse erste Etappe
Drei von fuef Bettnachbarn duerfen offenbar tierische Vorfahren in den Reihen ihrer Stammbaeume fuehren - ihr naechtliches Grunzen ist nicht menschlicher Natur und/oder nicht von dieser Welt. Ein weiterer droh in regelmaessigen Abstaenden dem Erstickungstod zu erliegen bevor er in einem Anfall von Atemnot das halbe Abteil einzuatmen versucht. Eine weitere betoerende Nacht also auf dem Weg mit einem Hardsleeperticket von Beijing nach Kashgar.
Der Erstbenutzer jenes Bettes (wir steigen auf halber Strecke zu), das mir zuteil wird "Wagon 8/08", ganz oben, duerfte ein energischer Schwitzer gewesen sein, jedenfalls erstreckt sich unter dem Kopfpolster eine tellergrosse Feuchtstelle. Spaetestens mit dieser Erkenntnis, 02:40 Uhr, wird es hoechste Zeit das Weite zu suchen und den Hardsleeper gegen einen Sitzplatz am Gang einzutauschen, auf dem skurrilerweise, weil nicht im geringsten zum Gesamteindruck passend, ein Teppich ausgerollt liegt, der nun zaertlich meine schweren Wanderschuhe umschmeichselt.
Ich scheine nicht der einzige zu sein, der fruehmorgens seiner ihm zugeteilten Gesellschaft zu entfliehen versucht. Der Gang ist gut besucht. Aufgrund der kompletten Absenz jeglicher Tueren innerhalb des Wagons umweht rege Zugluft unsere Haeupter, deren Ursprung unmissverstaendlich nahe der Toilette liegen muss. Das wird einem meiner Compagnios schlussendlich zu viel des Guten: Ein tiefes Brummen durchzieht seine Nase, gefolgt von einem kurzen Schnaltzer worauf sich ein gelb-gruenes Geschoss zielstrebig der Gravitation folgend einen Weg zum Teppich bahnt.
Ich hebe verbluefft die Augenbraue, drehe mich 180 Grad um, schliesse unverzueglich die Augen um mir die ersehnten Bilder von "DER Seidenstrasse" in Erinnerung zu rufen. Immerhin, das rhytmische Schlagen der noch unverschweissten Schienen wiegt mich langsam in den Schlaf und ich kann beginnen "Kamele zu zaehlen"...
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